Agrarsoziale Gesellschaft e.V.

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Online-Konsultation zum Thema „Welche Landwirtschaft wollen wir?“


Stellungnahmen



1. Wie beurteilen Sie die Kontroverse um bäuerliche und industrielle Landwirtschaft in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklungen seit der Wiedervereinigung im Jahre 1989?

Die Diskussionen werden nicht ehrlich und sauber geführt, weil unterschiedliche Interessen verfolgt werden.

Es gibt grundsätzlich nur eine "kapitalistische" Landwirtschaft mit fließenden Übergängen hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse an Boden und Kapital sowie der Arbeitserledigung in den landwirtschaftlichen Betrieben. Die Betriebe unterscheiden sich letzlich nur in der Größe (gemessen am Arbeitskräftebedarf) und in der wirtschaftlichen Effizienz. Durch die unterschiedliche Effizienz, aber auch durch unterschiedlichen unternehmerischen Mut (Risikobereitschaft, gelegentlich auch Übermut), wachsen ehedem als bäuerlich bezeichnete Betriebe in Größenordnungen hinein, die als industriell bezeichnet werden. Das ist aber systemimmanent. Gelegentlich fördert der Staat diese Entwicklungen unnötigerweise und verschärft damit die ohnehin ablaufenden Verdrängungsprozesse.

Für die Qualität der überwiegend als Rohstoffe anzusehenden landwirtschaftlichen Produkte sind Großbetriebsstrukturen eher nicht von Nachteil. Das gleiche gilt auch für den Tier- und Umweltschutz, wenn Geld verdient wird und erhöhte Anforderungen bezahlbar sind.


2. Welche Landwirtschaft wollen Sie? Brauchen wir ein neues Leitbild?

Die bestehenden Agrarsondergesetze gehen überwiegend von einer wenig dynamischen, eher "schlafmützigen" Landwirtschaft aus. Heute werden in den zukunftsträchtigen, auch "bäuerlichen" Familienbetrieben oft 4 oder 5 verschiedene steuerliche Einkunftsarten erzielt.

Leitbild, Agrargesetze und Wirklichkeit passen nicht mehr zueinander.

Die Wirklichkeit an ein altes Leitbild anzupassen, wie das einige möchten, hieße den technischen Fortschritt mit allen seinen Vorteilen auch für die Menschen auf dem Land zurück zu entwickeln.

Es hilft alles nichts. Ein neues Leitbild muss her. Es muss eine Landwirtschaft beschreiben, die wettbewerbsfähg ist, die weitgehend bodengebunden wirtschaftet und die Mehrheit der auf den Höfen arbeitenden Menschen nicht überfordert.




Anonym



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